Die Schwefelquelle von Hauskirchen
Es war ein Mittwoch, der eindeutig zu sehr nach faulen Eiern roch, um ein gewöhnlicher Tag zu sein. Ich tappte durchs Gras, das ein wenig beleidigt schien vom Wind, und folgte einem sehr sonderbaren Gurgeln. Es klang wie ein nasser Schluckauf mit schlechter Laune.
Und da war sie: die berüchtigte Schwefelquelle von Hauskirchen.
Ein unscheinbares Pfützchen in der Wiese, kaum größer als ein Suppenteller, aber oho! Es blubberte, zischte und roch nach… nun ja… wie ein alter Koffer voller fauler Gedanken.
Ich zückte meine Kamera. Klick. Die Linse beschlug. Ich blinzelte.
War da nicht ein kleines silbriges Glitzern im Wasser? Ein Blubbern mit Botschaft?
Ich kniete mich hin, vorsichtig, denn meine Hosen bestehen aus britischem Mohairstoff und sind leicht nachtragend, und lauschte.
Gluck… glurg… gluck…
Ich bin ja nicht von gestern. Ich weiß, wenn eine Quelle spricht.
Also fragte ich: „Was willst du mir erzählen?“
Und ich schwöre bei meinem Ersatzknopf: Aus dem tiefen Gurgel kam ein sehr leises Rülpsen, dann eine Stimme, die klang wie eine Mischung aus Regenwurm und Kirchenchronist:
„Ich bin älter als der Kirchturm. Ich hab gesehen, wie das erste Haus gebaut wurde, mit krummem Nagel und schiefem Fensterladen. Ich habe gehört, wie Kinder heimlich Liebesbriefe in Flaschen warfen. Und ich weiß, wo das verschwundene Fass vom Pfarrkeller liegt.“
Ich war baff. Ich hatte mit vielem gerechnet, mit einem Schluckauf vielleicht, oder einem warmen Windstoß. Aber nicht mit einer Quelle, die Geschichten speichert!
Ich schnappte mein Notizbuch, tunkte mein Pfötchen vorsichtig ins Schwefelwasser und schrieb:
📝 Brösels Notiz
Nur weil etwas stinkt, heißt das nicht, dass es keine Geschichte zu erzählen hat.
Vielleicht sind es gerade die blubbernden, schäumenden Ecken der Welt, in denen die wahren Erinnerungen gären.Und: Nie ohne Wäscheklammer reisen.
