Tantes legendäre Marillenknödel

Marillenknödel

Tantes legendäre Marillenknödel

Achtung, Kindheit! – Marillenknödel mit Erinnerungswirkung

Wenn ich früher zu Mittag heimkam, musste ich die Haustür gar nicht aufmachen, um zu wissen, was mich erwartete. Der Duft hatte sich längst durch alle Ritzen geschlichen. Es roch nach Geborgenheit, nach goldgelben Marillen, nach in Butter angeschwitztem Bröselglück.

Meine Tante, sagen wir es, wie es ist, war keine gewöhnliche Köchin. Sie war eine Mehlspeisen-Magierin. Eine Herrscherin über Dampf, Zucker und Zwetschken. Während andere Kinder heimlich Comics unter der Bettdecke lasen, blätterte ich in ihrem Mehlspeisen-Kochbuch.

Das Beste? Ich durfte mir aussuchen, was auf den Tisch kam. Und zwar nicht einmal, sondern regelmäßig. „Na, machen wir uns heut wieder was Feines?“, sagte sie mit einem Blick, der irgendwo zwischen Augenzwinkern und Engelsgeduld pendelte. So, wie nur Tanten schauen können, die wissen, wie man aus ein bisschen Teig ein Stück Himmel zaubert.

Die Wahl fiel oft auf Marillenknödel. Und wenn ich sage „Knödel“, meine ich pralle, flauschige Himmelskugeln, gefüllt mit sonnengereiften Marillen, liebevoll umhüllt von zartem Teig, so weich, dass selbst Wolken neidisch wurden. Außen knusprig gebräunte Brösel, innen ein kleiner Kern aus Sommer.

Heute versuche ich mich selbst daran. Und obwohl ich das Rezept kenne und mich tapfer an die Anleitung halte, wird der Teig entweder zu hart wie ein misslauniger Montag oder zu weich wie Omas altes Sofakissen. Doch irgendwie gehört genau das dazu. Vielleicht ist das Geheimnis der perfekten Knödel ja gar nicht im Teig, sondern in der Erinnerung.

Tantes legendäre Marillenknödel